Die Eishockey-Weltmeisterschaft der Frauen ist weit mehr als nur ein sportliches Turnier. Sie ist ein lebendiges Zeugnis des Kampfes um Anerkennung, Gleichberechtigung und Professionalisierung im Frauensport. Von den ersten, noch inoffiziellen Spielen bis zu den heutigen, hochkarätigen Wettbewerben hat sich das Fraueneishockey kontinuierlich entwickelt und begeistert weltweit eine stetig wachsende Fangemeinde. Diese Entwicklung ist geprägt von Pionierarbeit, sportlichen Höchstleistungen und dem unermüdlichen Einsatz von Spielerinnen, Trainern und Funktionären.
Die Anfänge: Pionierarbeit und erste Schritte
Die Wurzeln des Fraueneishockeys reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück. Eine Schlüsselfigur in dieser frühen Phase war Lady Isobel Stanley, die Tochter von Lord Stanley of Preston, dem Stifter des berühmten Stanley Cups. Lady Isobel spielte eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Eishockeysports unter Frauen in Kanada. Bereits in den 1890er Jahren wurde sie möglicherweise als erste Frau beim Hockeyspielen fotografiert und ermutigte ihren Vater, eine Eisbahn im Garten von Rideau Hall zu bauen, wie die IIHF berichtet. Das erste dokumentierte Fraueneishockeyspiel fand am 11. Februar 1891 statt, und schon im folgenden Jahr, 1892, wurde in Barrie, Ontario, über ähnliche Spiele berichtet. In den 1930er Jahren dominierten die Preston Rivulettes, angeführt von der legendären Hilda Ranscombe, das kanadische Fraueneishockey und prägten eine Ära.
Fran Rider und die erste inoffizielle Weltmeisterschaft
Ein entscheidender Meilenstein in der Geschichte des Fraueneishockeys war die Gründung der Ontario Women’s Hockey Association (OWHA) im Jahr 1975 durch Fran Rider. Die OWHA, so die IIHF, spielte eine zentrale Rolle bei der weltweiten Entwicklung des Sports. Rider war eine treibende Kraft und organisierte 1987 die erste inoffizielle Frauen-Weltmeisterschaft in Toronto. Dieses Turnier war ein voller Erfolg und zog Teams aus verschiedenen Ländern an, darunter Kanada, die USA, Schweden, Finnland, die Schweiz und die Niederlande. Es demonstrierte eindrucksvoll das wachsende Potenzial des Fraueneishockeys und den Bedarf an einem internationalen Wettbewerb auf höchstem Niveau. Die Begeisterung und das Gefühl, Teil eines historischen Moments zu sein, prägten die Atmosphäre. Dieses Turnier bereitete den Weg für die erste offizielle IIHF Frauen-Weltmeisterschaft 1990 in Ottawa, bei der Kanada triumphierte.
Wachstum, Olympia und der Weg zur Professionalisierung
In den 1980er Jahren trat mit Shirley Cameron eine der ersten prägenden Figuren der modernen Ära des Fraueneishockeys in Kanada hervor. Sie führte ihr Team, die Edmonton Chimos, zu zahlreichen nationalen Meisterschaften und war Kapitänin des kanadischen Teams bei der ersten IIHF Frauen-Weltmeisterschaft 1990. Bereits 1982 wurde in Kanada eine nationale Meisterschaft für Frauen ins Leben gerufen, und im selben Jahr entstand in Finnland mit der Naisten SM-sarja die erste nationale Liga in einem bedeutenden europäischen Eishockeyland.
Olympische Anerkennung als Wendepunkt
Ein entscheidender Wendepunkt war die Aufnahme von Fraueneishockey in das olympische Programm der Spiele 1998 in Nagano. Dies verlieh dem Sport, wie die IIHF hervorhebt, einen enormen Schub und erhöhte seine Sichtbarkeit weltweit erheblich. Bis 2022 wurden die Weltmeisterschaften jährlich ausgetragen, mit Ausnahme der Jahre, in denen Olympische Winterspiele stattfanden. In den 1990er und 2000er Jahren wurden Teams aus Fernost, wie China, zunehmend konkurrenzfähiger und forderten die etablierten Nationen heraus.
Der lange Weg zur Professionalisierung
Die Gründung von Profiligen wie der National Women’s Hockey League (NWHL) in Kanada und später der Canadian Women’s Hockey League (CWHL) trug zur Professionalisierung bei. Der Clarkson Cup wurde ab 2009 an den Gewinner der CWHL verliehen. Ein wichtiger Schritt zur Anerkennung herausragender Leistungen war die Aufnahme der ersten Frauen in die Hockey Hall of Fame im Jahr 2010: Cammi Granato, Geraldine Heaney und Angela James. Nach der Auflösung der CWHL im Jahr 2019 gründeten Spielerinnen aus Nordamerika die Professional Women’s Hockey Players’ Association (PWHPA), um eine wirklich professionelle Liga zu schaffen, nachdem es Kontroversen und Unzufriedenheit mit den bestehenden Ligen gab. Die Spielerinnen forderten bessere Bedingungen, faire Bezahlung und eine nachhaltige Struktur.
Nordamerika und die wachsende Konkurrenz
Die Weltmeisterschaften wurden lange Zeit von Kanada und den USA dominiert, wobei die beiden Nationen eine Art Duopol an der Spitze bildeten. Die USA gewannen ihren ersten Titel im Jahr 2005. Team USA hat bis 2024 zehn Weltmeisterschaften gewonnen. Diese Dominanz ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: eine lange Tradition des Fraueneishockeys, eine große Spielerbasis und eine gut ausgebaute Infrastruktur mit zahlreichen College-Teams und Trainingsmöglichkeiten. Doch auch andere Nationen holten auf. Schweden sorgte 2006 bei den Olympischen Spielen in Turin für eine Überraschung und gewann Silber. Finnland erreichte 2019 erstmals das WM-Finale und etablierte sich als ernstzunehmende Konkurrenz. Die IIHF trägt seit 2004 mit dem IIHF Hockey Development Camp und später dem IIHF Women’s High-Performance Camp zur globalen Entwicklung bei.
Die PWHL: Ein neuer Meilenstein
Ein entscheidender Schritt zur Professionalisierung wurde 2023 mit der Gründung der Professional Women’s Hockey League (PWHL) in Nordamerika vollzogen. Diese Liga, so berichtet der Deutschlandfunk, bietet den Spielerinnen ein durchschnittliches Gehalt von 55.000 US-Dollar und setzt neue Maßstäbe in Bezug auf Bezahlung und professionelle Rahmenbedingungen.
Die Entwicklung in Deutschland
Deutschland hat bei Weltmeisterschaften bisher eine Bronzemedaille gewonnen. Bei der WM 2001 in Minneapolis erreichte Deutschland den 5. Platz. Im Jahr 2017, bei der Weltmeisterschaft in den USA, gewann das deutsche Team die Bronzemedaille. Bei der WM 2024 in Utica, USA, gelang dem deutschen Team ein historischer Erfolg: Erstmals gewann die Mannschaft alle vier Vorrundenspiele. Im Viertelfinale scheiterte das Team jedoch knapp an Tschechien. Die Sportschau berichtete ausführlich. Die zunehmende Professionalisierung, auch in Deutschland, ist, wie der Deutschlandfunk betont, ein entscheidender Faktor für die weitere Entwicklung.
Die Schweiz und ihre Erfolge
Auch die Schweiz hat bei Weltmeisterschaften bemerkenswerte Erfolge erzielt. Bei der Weltmeisterschaft 2012 in den USA gewannen die Schweizerinnen die Bronzemedaille. Dies war, wie auf der Webseite der Swiss Ice Hockey Federation nachzulesen ist, einer der größten Erfolge in der Geschichte des Schweizer Fraueneishockeys.
Medienpräsenz und wachsende Popularität
Die Medienpräsenz des Fraueneishockeys hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Ein wichtiger Meilenstein war die erstmalige Livestream-Übertragung aller Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2019, wie auf Sportfrauen.net berichtet wird. Auch MagentaSport übertrug die IIHF-Frauen-Weltmeisterschaft 2024 live und kostenlos, wie auf NHL.com/de zu erfahren ist. Große Medien wie die Sportschau und der Deutschlandfunk berichten zunehmend ausführlich über das Fraueneishockey, was die wachsende Popularität widerspiegelt. Auch in den sozialen Medien gewinnen Spielerinnen und Teams an Reichweite.
Zukunftsperspektiven
Die IIHF setzt sich aktiv für die Weiterentwicklung des Fraueneishockeys ein. Dazu gehören Initiativen wie der World Girls’ Ice Hockey Weekend und das Global Girls’ Game, die Mädchen und Frauen weltweit für den Sport begeistern sollen. Die Erweiterung der Weltmeisterschaft auf zehn Teams und die jährliche Austragung, auch in Olympiajahren, sind wichtige Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Sichtbarkeit zu erhöhen. Die IIHF bestätigt diese strategische Ausrichtung. Die Zukunft des Fraueneishockeys verspricht weiteres Wachstum, eine fortschreitende Professionalisierung und eine steigende Medienpräsenz, sowohl national als auch international.